Bombenstimmung und Sturmfreie Bude

Beschwingt war mein Gedanken an die heutige S-Bahnfahrt. Gestern gab es Zeugnisse und meine Hoffnung knüpfte sich an den dürren Ast, dass die kleinen Eleven heute nicht rudelweise am Westkreuz stehen.
Der Ast knackte das erste Mal als die Anzeige kundtat „Achten sie auf die Ansage!“. Ich habe geachtet, aber niemand tat etwas kund und so reimte ich mir den Mörderstau auf der Stadtautobahn, den Fetzen aus dem Radio „500 Kilo Fliegerbombe in Mecklenburgerstraße gefunden“ und den genervte Menschenmengen auf dem Bahnsteig zusammen.

Der Ring rang um einen fließenden Verkehr, verreckte aber am Innsbruckerplatz. Als die Bahnen wieder rollten, rollten auch mir die Tränen. Nicht vor Rührung, sondern, weil es einen Austausch der wartenden Rudel am Westkreuz gab.
Rentner und sich selbstverwaltende Jugendgruppen verstopften die Plattform und quetschten sich in die gelb-rote Hölle des öffentlichen Nahverkehrs. Der dürre Ast war nur gebrochen und ich fiel ungebremst in den Höllenschlund.

Irgendwie verstehe ich das nicht, war mein Sommer in Berlin doch rein fantasiemäßig von freien Bahnen und unendlichen Parkmöglichkeiten geprägt. Meine Nachbar halten sich immerhin dran und schnappen im Laufe der nächsten Wochen ihre Autos und düsen in den Urlaub. Na ja, ist ein kleiner Anfang.